Auszug aus der Rede von ANITA GRIMM-BORCHERT

anlässlich der Ausstellungseröffnung TRIAL,Ulrike Doßmann,
ESSENHEIMER KUNSTVEREIN in den Räumen der BBK-Galerie Mainz, 27.03. 2009



TRIAL – die Verhandlung – der Prozeß – das Gerichtsverfahren - das ist der Titel dieser Ausstellung. Mir gegenüber sind die Protagonisten der Szenerie versammelt:
Die Richter – der Angeklagte und die Zeugin der Anklage.

... U.Doßmann besuchte über einen Zeitraum von etwa 1 ½ Jahren mehrere Gerichtsverhandlungen im Landgericht Berlin-Moabit.
Die Auseinandersetzung mit der emotionalen Extremsituation im Gerichtssaal faszinierte die Künstlerin. In der Installation TRIAL hat sie die Spannung eingefangen, die sich ausbreitet angesichts
der Autorität der Richter und der belastenden Aussagen der Zeugin.

... Die Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Materialien sowie die Beziehung der Plastik zu ihrer Umgebung sind wichtige Bestandteile der Arbeitsweise von U.D.
Ebenso wie die Qualität der Oberflächenbeschaffenheit und die Art und Weise, wie das Licht von der Oberfläche reflektiert wird. Farbe spielt nur eine untergeordnete Rolle, wird aber, um den
Ausdruck zu verstärken, dezent eingesetzt. Auch, um diese Nuancen zu erkennen, gilt es, genauer hinzusehen.

Eine zentrale Rolle im Werk von U.D. spielt das Portrait – jedoch nicht als klassische Abbildung eines Gesichtes sondern als Charakteristikum – als Typisierung eines Individuums.
Der raum-beherrschende BODO ist ein prägnantes Beispiel dafür.

Das Portrait stellt keinen Anspruch auf Wiedererkennbarkeit oder
physiognomische Ähnlichkeit. Es soll Analogien aufzeigen und eine
"nur durch die Form erreichte Ähnlichkeit" herstellen.
BODO vermittelt den Eindruck von Dynamik und Expansion. Die Einzelteile scheinen auseinander zu driften und gleichzeitig aneinander fest zu halten.

Der Arbeitsprozeß, d.h. sowohl das verwendete Material - Gips, Eisen, Styropor- wie auch die industriell gefertigten Bestandteile der Plastik und die Verbindungen der einzelnen Elemente, z.B.
ineinander gesteckt, geklebt oder geschraubt, bleiben im Bronzeguß sichtbar und nachvollziehbar.
Ulrike Doßmann bearbeitet ihre Plastiken bis zum Guß, d.h. sie fertigt die Negativformen, die Wachsformen, sie ziseliert und behandelt die Oberfläche weitestgehend selbst, um zu jedem Zeitpunkt des Entstehungsprozesses Einfluß nehmen zu können auf die endgültige Fassung.


copyright: Anita Grimm-Borchert